Im Artikel über Clickertraining hatte ich die positive Verstärkung schon mal erwähnt. Denn Clickertraining basiert auf eben dieser positiven Verstärkung, d.h. die Katze wird belohnt, wenn sie erwünschtes Verhalten zeigt. In der Lerntheorie gibt es neben der positiven Verstärkung noch 3 andere sogenannte Quadranten. Man spricht von den vier Quadranten der Lerntheorie.
- Positive Verstärkung
- Negative Verstärkung
- Positive Strafe
- Negative Strafe
Was es damit auf sich hat, erkläre ich dir nun.
Die Theorie besagt, dass ein Verhalten öfter gezeigt wird, wenn sich das Verhalten lohnt – es wird also verstärkt. Ob es lohnenswert erscheint bzw. was eine Belohnung ist, liegt im Auge des Betrachters und ist individuell verschieden. Für eine satte Katze ist ein Leckerlie keine Belohnung, eine scheue Katze empfindet streicheln nicht als angenehm. Schau also erst, was deine Katze gerne mag, damit die Belohnung auch wirklich eine ist.
Lohnt sich ein Verhalten nicht oder hat gar unangenehme Konsequenzen, wird es weniger gezeigt. Hier sprechen wir von Strafe.
Und was hat es nun mit positiv und negativ auf sich? Die beiden Begriffe bedeuten in diesem Zusammenhang nicht „gut“ und „schlecht“, sondern sind wie in der Mathematik zu verstehen. Positiv (+) heißt, es wird etwas hinzugefügt. Negativ (-) heißt, es wird etwas weggenommen.
So entstehen dann die vier Quadranten.
Positive Verstärkung:
Verstärkung bedeutet, das Verhalten hat angenehme Konsequenzen, positiv bedeutet, es wird etwas hinzugefügt. Ein Beispiel dafür ist das Clickertraining. Nach dem gewünschten Verhalten gibt es einen Click und ein Leckerlie (d.h. das Leckerlie wird „hinzugefügt“). Das Verhalten lohnt sich für die Katze und wird daher öfter gezeigt, weil die Katze ja an ihr Leckerlie kommen möchte. Die Katze ist hier in guter Stimmung, sie hat Erfolgserlebnisse, und die vorherrschende Emotion ist Freude.
Negative Verstärkung:
Verstärkung bedeutet, das Verhalten hat angenehme Konsequenzen, negativ bedeutet, es wird etwas weggenommen bzw. entfernt. Wie kann man nun etwas wegnehmen, und die Konsequwnz für die Katze ist trotzdem angenehm? Nun, indem das „Weggenommene“ etwas ist, was die Katze als unangenehm empfindet. Die Emotion, die damit in der Katze ausgelöst wird ist Erleichterung.
Positive Strafe:
Der Begriff „positive Strafe“ ist etwas verwirrend, wenn man „positiv“ mit „gut“ gleichsetzt. Positiv bedeutet aber, es wird etwas hinzugefügt. Strafe bedeutet, das Verhalten hat unangenehme Konsequenzen. In diesen Bereich fallen Dinge wie die Wasserspritze, Schimpfen, oder gar Schläge. Die Katze hat Angst und zeigt in Zukunft Meideverhalten. Da man nie sicher weiß, wo im Augenblick der Bestrafung gerade die Aufmerksamkeit der Katze gerichtet ist, kann es hier zu Fehlverknüpfungen kommen. Schaut die Katze z.B. gerade ihre Mitkatze an und wird in diesem Augenblick mit Wasser bespritzt, kann sie diesen negativen Reiz mit der anderen Katze verknüpfen und das Verhältnis zwischen den Katzen kann nachhaltig geschädigt werden. Auch besteht die Gefahr, dass die Katze die Strafe mit dem Halter verbindet, und ihr Vertrauen verliert.
Negative Strafe:
Strafe bedeutet, das Verhalten hat unangenehme Konsequenzen, negativ bedeutet, es wird etwas weggenommen bzw. entfernt. In diesem Fall wird etwas entfernt oder beendet, was die Katze als angenehm empfindet. Das kann ein Spielzeug, Streicheleinheiten oder die Aufmerksamkeit der Halter sein. Die Emotion, die hier bei der Katze ausgelöst wird, ist Frust.
Du hast nun über die vier Quadranten und die damit verknüpften Emotionen gelesen. Unter welchen Bedingungen würdest du am liebsten und am nachhaltigsten lernen? Freude, Erleichterung, Angst oder Frust? Ich hoffe, es ist offensichtlich, dass wir uns beim Training mit unseren Katzen im Quadranten der positiven Verstärkung bewegen sollten!
Die anderen Quadranten sind relevant, wenn wir uns im Alltag mit unseren Katzen fragen, warum sie manche Dinge tut und andere vielleicht plötzlich nicht mehr. Denn im Zusammenleben bewegen wir uns ganz unabsichtlich in allen Quadranten. Wer hat nicht schon mal aus Versehen seine Katze getreten, wenn man abgelenkt war und die Katze um die Beine strich? Dies kann die Katze als positive Strafe empfinden, und je nachdem, wie oft solche Dinge im Zusammenleben passieren bzw wie oft im Gegenzug der Kontakt zum Menschen positiv verstärkt wird, kann die Katze lernen, den Menschen zu meiden. Ein Beispiel für die negative Verstärkung sind medizinische Behandlungen. Etwas von der Katze als unangenehm Empfundenes wird durchgeführt, und der Moment des Beendens löst bei der Katze Erleichterung aus. Du streichelst deine Katze, es klingelt an der Tür und du beendest das Streicheln – dies kann deine Katze als negative Strafe empfinden.
Du weißt nun über die vier Quadranten der Lerntheorie Bescheid. Achte doch im Alltag mit deiner Katze mal darauf, wo du dich in welchen Momenten bewegst, und vielleicht ist dir nun auch klar geworden, warum deine Katze bestimmte Verhalten zeigt.
Wenn du mit deiner Katze ins Training starten möchtest, sende mir gerne eine Nachricht an nadine.pfuhl@katzenstimmen.de